Montag, 2. September 2019

Vrgorac - Split

110,5 km
1.239 hm

Von Thessaloniki bis Split bin ich insgesamt 1.789 km mit dem Fahrrad gefahren, davon
rund 18.000 hm bergauf.

2 Transfers mit dem Auto waren dabei:
- von Metsovo (Griechenland) bis zur albanischen Grenze, ca. 100 km
- 10 km und 500 hm Schlussanstieg nach Leskovik, weil ich den Ort nicht mehr bei Tageslicht erreicht hätte.

01.09.2019 - Der letzte Tag der Tour. 

Ganz entspannt wollte ich diesen letzten Abschnitt bis nach Split in Angriff nehmen und die letzten 100 km genießen. Soviel stand fest, ich werde es wirklich schaffen!
Antje, Letty und Eric trafen fast zeitgleich am Nachmittag auf dem Flughafen in Split ein und würden an der Strandpromenade am Abend auf mich warten.
Das Frühstück im ***-Sterne Hotel "Prvan" war sehr dürftig, da hatte ich mehr erwartet. Aber vielleicht würde es unterwegs noch die Möglichkeit geben,  etwas zu essen. Vorweg, bis auf 2 Bananen und 3 Cola gab es bis zum Ziel in Split nichts mehr.
Kurz nach dem Losfahren war es schon zu Ende mit einer entspannten Fahrt. Meine Schaltung am Fahrrad, die wirklich in den vergangenen Wochen extremen Belastungen ausgesetzt war, hakte laufend, die Kette sprang immer wieder runter, zum Schluss konnte ich fast gar nicht mehr schalten. Ich habe sehr viel Zeit damit verbringen müssen, an der Schaltung zu basteln und zu reparieren.
Dummerweise hatte ich ja noch einen kleineren Berg mir 550 hm zu überqueren.
Es war eine Quälerei, Kette runter, runter vom Rad, wieder rumgebastelt und eingestellt, wieder rauf aufs Rad, Kette runter ... Meine Hände waren schwarz vom Dreck und Öl der Kette, ich hatte die Nase gestrichen voll und die Zeit rannte mir weg.
Die Strecke war eigentlich sehr schön, die Berge in Kroatien sehen ganz anders aus als in Bosnien, fast weiße, hohe, schroffe Felsen.
Besonders schön war der Augenblick, als ich zum ersten Mal nach 4 Wochen wieder das Meer ganz weit am Horizont hinter einem Tal sehen konnte.
Gegen 14.30 Uhr ein Zeitcheck: Ich hatte noch mindestens 75 km zu fahren.
Ich wusste, dass es auf der wunderschönen Küstenstraße ein ständiges Auf und Ab geben würde, mehrmals von Meereshöhe bis auf 150 / 200 m Höhe. Insgesamt würde ich bis zur Ankunft in Split mehr Höhenmeter gefahren sein als bei den Abschnitten mit dem wirklich hohen Pässen.
Ich begrub zunächst die Hoffnung, es heute doch noch bis nach Split zu schaffen. Ich dachte schon an einen Taxitransfer oder Fahrt per Schiff oder Wassertaxi ab Omis, was ich aber nicht wusste, ob es da überhaupt die Möglichkeit gab. Aber das hätte ja auch Aufgeben kurz vor dem Ziel bedeutet. Dann vielleicht doch lieber irgendwo ein Zimmer nehmen und den Rest bis Split am nächsten Tag fahren?
Mein Plan war, wenn ich bis 18 Uhr in Omis ankomme, könnte ich es noch schaffen. 18:10 fuhr ich durch Omis durch, ganz dicht an unserer Ferienwohnung vorbei, in welcher wir mit Finja einen schönen Urlaub verbrachten.
Jedenfalls fuhr ich nur noch auf Tempo, kaum ein Blick nach links, wo sich das Meer befand. Treten, treten, treten, trinken während der Fahrt, um keine Zeit zu verlieren.
Gegen 19:45 Uhr fuhr ich am Ortseingangsschild von Split vorbei. Nein, nicht anhalten für ein Foto, das würde nur Zeit kosten und außerdem war es inzwischen auch schon stockdunkel. Der zunehmende Mond bildete nur eine ganz schmale Sichel.
Die letzten 12 km fuhr ich auf dem Seitenstreifen der Stadtautobahn, im Dunkeln auch nicht ganz ungefährlich, obwohl ich natürlich Licht am Fahrrad hatte.
Zum Schluss mussten mich dann Antje per Telefon zum vereinbarten Treffpunkt an der Strandpromenade navigieren.
Endlich, gegen 21 Uhr war ich am Ziel meiner Balkanroute angekommen und konnte Antje in die Arme nehmen. Danke liebe Antje, dass Du die lange Zeit ohne mich, aber mit vielen Sorgen um mich durchgehalten hast.
Letty und Eric waren extra meinetwegen nach Split gekommen und wir werden hier 2 Tage gemeinsam verbringen. Ich danke Euch dafür.
Ich bedanke mich auch bei allen bekannten und unbekannten Mitlesern des Blogs  für das Interesse an meinen Erlebnissen und für die Kommentare zum Blog.
Das war für mich immer Ansporn und Verpflichtung, darüber zu schreiben, was mir nicht immer leicht fiel.

Es war die Tour meines Lebens.

Samstag, 31. August 2019

Mostar -Vrgorac

67,7 km, ich starte mein Garmin immer zu spät, aber der analoge km-Zähler registriert jede Umdrehung des Rades!
576 hm

Es lief heute nicht ganz so rund, wie ich es mir vorgestellt hatte, das lag aber weniger an mir.
Zuerst war es sehr schwierig, aus Mostar heraus die richtige Strasse zu finden. Die Ausschilderung ist wirklich miserabel. Erst wenn man eine Weile auf der (falschen) Straße fährt, kommen die Richtungsanzeigen. Mit dem Blick auf die Karte kann man da eigentlich nur den Kopf schütteln,  das Tal um Mostar ist sehr schmal und man fährt entweder rechts oder links von der Neretva. Dachte ich auch, aber auf einmal war ich auf der falschen Seite und voraus für viele km keine Brücke mehr in Sicht. Nach Kartenstudium habe ich die Strecke eben etwas geändert, ein Umweg von wenigen km tut mir nicht weh und ich stieß später wieder auf die geplanten Route.
Es war starker Verkehr, aber 20 km vor der bosnisch-kroatischen Grenze wurde es ruhiger, aber auch etwas welliger im Gelände. Ein kurzer 250m -Anstieg an einem 4-5%-Berg brachte mich auch nicht aus dem Tritt, dafür hatte ich aber ein paar schöne Ausblicke in die Gegend.
Zwischendurch hatte ich allerdings heute 2 Pannen, innerhalb von 2 Stunden. Zwei Dornen, die ich mir irgendwann eingefahren hatte, haben sich unterwegs durch den Mantel durchgearbeitet und den Schlauch durchstochen. Das kann durchaus schon ein paar Tage her sein, dass ich mir die Dornen eingefahren habe, aber durch die wieder sehr hohen Temperaturen heute wurde der Gummi weich und die Dorne durchstachen letztlich den Schlauch. Die erste Panne fand ich ja noch ganz witzig, direkt vor einem Schild mit der Aufschrift "Mostar in Love" musste ich halten. Bei der zweiten Panne war ich schon genervt. Mir lief einfach die Zeit weg, ich hatte noch einen Anstieg von 600 Höhenmetern am Stück vor mir und noch kein Quartier.
Die Abfertigung an der bosnisch-kroatischen Grenze verlief reibungslos und ich fuhr zügig in die ersten km des Anstiegs rein, bis nach Vrgorac. Es wurde inzwischen auch sehr windig und da ich wusste, dass hier die letzte Möglichkeit auf den nächsten 20 km und 500 Höhenmetern für ein Quartier war, blieb mir nur übrig, hier im Hotel zu übernachten. Eigentlich wollte ich mindestens 20 km weiter fahren, aber das ist nun kein Problem. Dann sind es eben morgen ein paar km mehr.
*** Sterne Hotel "Prvan", Doppelzimmer für 46 EUR, dafür hätte ich in Mostar 4 Nächte bleiben und an der Rezeption noch 6 EUR Trinkgeld hinlegen können. Nicht einmal was essen konnte ich hier. Aber ein paar hundert Meter weiter habe ich ein gutes Restaurant gefunden. Ich liebe die kroatische Küche! Nichts für Vegetarier, aber die Salate schmecken trotzdem gut. Und nach dem Essen noch einen Kruskovac - perfekt.
Morgen nun werde ich die letzten 100 km meiner Balkaroute fahren. Ich werde jeden einzelnen km genießen und mich mit jedem km freuen, wieder bei Antje zu sein.

Freitag, 30. August 2019

Sarajevo - Mostar

Aus 2 mach 1 und Ruhetag in Mostar

128 km
704 hm

Gleich vorweg, es liegt nicht an Euch, dass die Bilder von Sarajevo weg sind.
Offensichtlich habe ich mein freies Datenvolumen erreicht und kann keine Bilder mehr hochladen.

Der Abschnitt Sarajevo - Mostar war für 2 gemütliche Tage auf dem Rad geplant, ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ohne besondere Highlights.
Ich frühstückte Punkt 8 in meinem geliebten Basarviertel, diesmal süß.
Recht früh stieg ich diesmal aufs Rad und machte mich auf den Weg. 15 km hat es gedauert, bis ich endlich aus dem Raum Sarajevo raus war und der Verkehr etwas weniger stark war.
Auf den ersten 60 km bis Konjic gab es noch eine kleine Steigung von 300 hm, aber die war sehr konstant mit 4-5 Prozent und ich fuhr sie in einem Zug.
Dann hatte ich doch noch ein sehr schönes Naturerlebnis, ich fuhr entlang der Neretva, BiH's längster Fluss. Es gab sehr enge Stellen, Schluchten und weite Täler. Immer wieder schöne Blicke.
Allerdings machte der starke Verkehr, insbesondere viele LKWs, jeden Fahrspass kaputt.
Es war noch am frühen Nachmittag, ich hätte nur noch ca. 55 km bis Mostar zu fahren und dachte so bei mir, warum morgen nochmals in dem dichten Verkehr fahren. Mir ging es gut, die Strecke bot keine Schwierigkeiten, also weiter bis Mostar, immer der Neretva und ihren aufgestauten Seen entlang.
Insgesamt waren es dann 128 km, die ich ich den Beinen hatte, davon aber nichts merkte und somit einen Tag einparte, indem ich aus 2 nun 1 gemacht habe.
Schon beim Hereinfahren in Mostar tauchten die ersten Ruinen und Häuser mit den Einschlüssen der Maschinengewehre auf. In der Stadt selber viele neue, renovierte Häuser neben den Ruinen des Krieges. In der Altstadt ist von Kriegsschäden nicht mehr viel zu merken, das wurde alles wieder aufgebaut.
Natürlich bin ich am Abend in die Altstadt gelaufen. Ich habe ein Quartier in einer Parallelstraße der Fußgängerzone, bin also schon mittendrin.
Mein Ziel gestern war nur die alte Brücke, DIE Brücke von Mostar und DAS Symbol des Krieges und Wiederaufbaus.
Ein ganz anderes Stadtbild als in Sarajevo, nur Touristen, viele Souvenirstände, voll, laut, aber trotzdem mit Atmosphäre. Nach dem Essen setzte ich mich an den Rand der Fußgängerzone und ließ die Welt an mir vorbeilaufen.
Nach 3 Bier konnte ich gut schlafen.
Es ist oft so, dass ich nach körperlichen Anstrengungen nur sehr schwer einschlafen kann, vielleicht muss der Körper da erst irgendwie runterkommen von der Anspannung.
Heute war ich in der für Mostar bedeutendsten Moschee (Karadjoz-Bey-Moschee, damit ihr das mal gehört habt) und für eine Stunde im Museum der Kriegs- und Genozidopfer 1992-1995.
Anderer Krieg, andere Beteiligte, andere Täter, dieselben Opfer, nämlich Zivilbevölkerung. Es ist ein Jammer.
Gestern auf der Straße, ich machte eine kurze Trinkpause, hielt ein Auto und ein bosnischer Offizier stieg aus,  um eine Zigarette zu rauchen. Wir kamen gleich ins Gespräch. Er fragte mich nach meiner Tour aus. Ich sollte ihm unbedingt bestätigen, dass BiH am schönsten ist. Aus Höflichkeit nickte ich, gefällt mir ja AUCH. Zu den Tourländern Mazedonien, Kosovo, Kroatien hatte er nur abfällige Bemerkungen oder Handbewegungen übrig. Besonders auf Kroatien scheint sich hier, natürlich wegen des Krieges, die Abneigung zu richten. In Sarajevo waren es die Serben. Wann wird das endlich aufhören?
Für weitere Unternehmungen ist es heute einfach zu heiß. Komisch, auf dem Fahrrad geht mir die Hitze gar nicht so auf den Keks, in der Stadt schon.
Ich habe vorhin auf einem Stein gesessen, die Füße in der kalten Neretva, und habe den Brückenspringern zugesehen. Erst wird Geld gesammelt und dann springt mal einer. Man kann sich auch unter fachlicher Anleitung eines älteren Herrn selbst von der Brücke stürzen. Sollte ich das noch tun? 21 m - ich glaube ich lass das.
Morgen verlasse ich nun BiH und fahre in das Zielland meiner Balkanroute, nach Kroatien. Viele Städte Kroatiens sind mir sehr vertraut und ich kenne Kroatien wie kein anderes Balkanland, auch unter Wasser. Hier habe ich über 100 Tauchgänge gemacht.
Und meine balkanische Nachbarin ist für mich sowas wie eine Botschafterin des Landes, gleich über den Gartenzaun.
Die kommenden zwei Tage auf dem Rad werde ich also noch genießen.

Mittwoch, 28. August 2019

Sarajevo

Damaskus des Nordens
Stadt der Olympischen Winterspiele 1984
1.425 Tage belagert

Von der Stadt bin ich begeistert, also unbedingt nochmal hierher kommen und mehr Zeit mitbringen. Aber dass man bei einer Tour, so wie ich sie mache, immer und überall das Gefühl hat, etwas zu verpassen, weiß ich seit früheren Touren und das ist auch normal.
Die Atmosphäre heute am Morgen war eine ganz andere als gestern am Abend um 22 Uhr. Die Stadt ist voller Touristen. Das ist auch gut so, denn damit kommt auch Geld in die Kassen. Aber das Treiben auf den Strassen und Plätzen der Stadt wird eben von den Touristen dominiert und nicht von den Familien und Kindern, die in den Gaststätten sitzen, auf den Straßen flanieren und auf Plätzen rumtoben. Am auffälligsten und unangenehmsten sind mir wieder mal die Japaner aufgefallen. In großen Horden werden z.B. in der Gasse der Kupferschmiede die Läden gestürmt, nicht um sich etwa die Handwerkskunst hier anzusehen, sondern um ein Selfie vor dem Kupferschmied zu machen. Auch sonst haben sie kein Benehmen, da hatte ich immer andere, nämlich positivere Vorurteile. Die Kupferschmiede hatten sich auf die Besuchter aus Fernost schon gut eingestellt und zum Teil die Auslagen mit japanischem Schriftzeichen gekennzeichnet
Das Straßenbild ist sehr bunt, wenn auch der Anteil der Frauen mit Schleier oder Kopftuch hier besonders hoch ist. Kein Wunder, der Anteil der Moslems liegt bei über 90 % und der Anteil der serbischen Bevölkerung ist jetzt nahezu bedeutungslos. Das hat auch sehr viel mit dem Krieg 1992-1995 hier zu tun. Ich war fast 2 Stunden in einer Ausstellung über die Belagerung der Stadt und über die Verbrechen in Srebrenica. Das war beeindruckend und bedrückend. Es ist noch gar nicht so lange her und von Deutschland aus gesehen gleich um die Ecke. Ich wollte mich nach dem Besuch der Ausstellung nicht gleich wieder in das turbulente Treiben des Stadtlebens stürzen, sondern ich brauchte etwas Zeit für mich allein, um das in der Ausstellung Gesehene (Fotos und Filme) und Gehörte (sehr guter Audioguide) zu verarbeiten. In einem sehr kleinen bosnischen Restaurant in einem ruhigen und schattigen Hinterhof fand ich einen Platz und konnte gut essen.
Die Fakten zu den grausamen Ereignissen kann man mittlerweile überall nachlesen. Aber die Filmdokumentation mit Zeugen, Opfern und Hinterbliebenen sowie die Ausstellungsfotos machten den Besuch zu einem sehr emotionalen Erlebnis.
Ich habe mir auch den Kurzfilm "Miss Sarajevo" angesehen, einer der Produzenten ist Bono von U2. Zu Hause habe ich die CD mit einem Livemitschnitt eines Benefizkonzertes für die Kinder von Sarajevo. Darauf singen Bono und Luciano Pavarotti den Titel der Filmmusik "Miss Sarajevo" - eine passende Musik für den mehrfach gewünschten "Bilderabend" über Sarajevo.
Im Basarviertel gefällt es mir gut. Hier wird auch richtig gelebt. Natürlich gibt es auch Sarajevo-Souvenirs "Made in China". Muss man eben gucken. Mir hat ein Kupferschmied, der das Handwerk seit 70 Jahren ausübt erklärt, was echte handwerkliche Unikate sind und woran man schnell für Touristen angefertigte Souvenirs erkennen kann.
An einer Wand  im Laden hing ein Bild, auf dem der Kupferschmied zusammen mit Bill Clinton drauf ist. Ich vertraute ihm und kaufte eine Kleinigkeit nach dem Motto "Leben und leben lassen".
Nachher will ich noch zum Barbier und meinen inzwischen 3-Wochen-Bart pflegen lassen. Das wollte ich heute morgen gleich zuerst tun, aber da sagte der Barbier, dass ich erst nach 12 kommen soll, weil vorher die bestellten Stammkunden dran sind. Auch ein Beweis dafür, dass dieses Viertel noch mit Leben erfüllt ist. Ich mache jetzt ne kleine Pause mit dem Schreiben und suche mir die schattigen kleinen Gassen zum Rumstromern aus.
Ich war auch an der Lateiner Brücke. Diese Brücke führt auf ein Haus zu, in dem heute das Sarajevo-Museum drin ist. Genau vor diesem Gebäude wurde im Juni 1914 der österreichisch- ungarische Thronfolger Franz Ferdinand erschossen, was letztlich der Auslöser des ersten Weltkrieges war. Ich habe nicht danach gesucht, aber die Stelle lag auf dem Weg. Abgehakt.
Inzwischen war ich beim Barbier. Gibt's dafür auch eine weibliche Bezeichnung? Mir hat nämlich eine Frau den wilden Bartwuchs in Ordnung gebracht. Das Bild ist nicht ganz scharf, dafür war es das Rasiermesser und ich blieb am Leben.
Vor 10 Minuten habe ich im Café mit einem jungen Paar und 2 Kindern gesprochen. Es war eine Begegnung die nur zu diesem Tag passte. Die Frau hatte zu Beginn des Kriegs, da war sie 4 Jahre, mit ihrer Familie das Land verlassenen. Sie kam nach Hamburg, hat dort die Vorschule und die ersten drei Schuljahre besucht. Sie sprach perfekt deutsch, fast ohne Akzent. An die Kriegsereignisse hat sie keine Erinnerungen, aber der Rest der Familie natürlich schon. Da wird es immer ein Thema bleiben, sagte sie. Die Familie kehrte nach BiH zurück und alle leben nun wieder hier. Das Pärchen hatte Urlaub in Montenegro gemacht und ist hier in Sarajevo nur für einen Tag auf der Durchreise. Die Kinder wurden unruhig und das Paar verabschiedete sich von mir.
Als ich später meinen Kaffee bezahlen wollte, sagte der Mann vom Café, dass bereits bezahlt wurde, von dem jungen Paar.
So ein Zufall, ausgerechnet heute hatte ich so eine Begegnung.

Ich werde den Text jetzt schon hochladen, vielleicht kommt heute Abend noch mehr, vielleicht auch nicht, vielleicht noch Bilder oder auch nicht. Kann sein, dass heute besonders viele Fehler im Text sind, ich habe auf dem Handy getippt, was sehr fummelig ist. Ich bitte um Nachsicht.

Dienstag, 27. August 2019

Miljevina -Sarajevo

68,6 km
821 hm

Gleich vorab, heute kein ausführlicher Blog.
Ich bin gut angekommen. 16.30 war ich ich Sarajevo und musste mich dann durch die Stadt quälen, um das Quartier suchen. Es liegt ein Stück über der Stadt, dafür bin ich aber nach 10 Minuten Fußweg mitten im Zentrum.
Die Fahrt heute dreigeteilt. Im ersten Drittel 700 Höhenmeter und Sonne,  wieder in einer Schlucht unterwegs.
Im zweiten Drittel heftiges Gewitter, Hagel, Temperatursturz.
Letztes Drittel unangenehmer Großstadtverkehr, keine Radwege, dafür rücksichtslose Autofahrer.
Nach der Ankunft schnell geduscht, Wäsche gewaschen und sofort in das Zentrum gelaufen, eine große Moschee besichtigt, im Basarviertel rungestromert, was gegessen und Leute beobachtet.
22 Uhr zurück und nun bin ich müde.
Das war mein Tag.
Morgen werde ich mir den ganzen Tag Zeit für Sarajevo nehmen. Die Stadt ist sehr interessant.

Montag, 26. August 2019

Trsa - Miljevina


73,8 km
720 hm

Verdammt, nicht alle Sachen sind über Nacht getrocknet, also noch feucht eingepackt. Bei den Schuhen ging das leider nicht, unangenehm, da fährt man mit kalten und nassen Füßen los. Und die Temperaturen heute morgen: 12 Grad.
Es ging wieder einmal ohne Frühstück auf die Piste. Einen pechschwarzen Kaffee habe ich aber noch bekommen. Nicht so schlimm, ich hatte als Reserve noch 4 Wiener, diverse Riegel und Schokolade im Gepäck. Und bis Foca waren es ja nur 60 km, das geht schnell, dachte ich. Das war aber ganz und gar nicht so.
Gleich nach dem Start ging es mit heftigen Anstiegen los. Sehr ungleichmäßig, ständig auf und ab, unterschiedliche Steigungsgrade, kurzen und knackigen Anstiegen folgten Abfahrten, dann sofort wieder hoch und dasselbe Spiel von vorn. So war ich 2 Stunden unterwegs, war nur 17 km vorangekommen, auf derselben Höhe wie mein Startort Trsa, hatte aber schon 326 hm in den Beinen.
Endlich begann die Abfahrt aus über 1.400 m Höhe. Höchste Konzentration war angesagt. Die Strasse war feucht, durch die Regenfälle der vergangenen Tage lag loser Sand und Geröll auf der Straße, da kann man besonders in den Kurven leicht wegrutschen. Vom Berg aus hatte ich es schon gesehen, das Tal vor mir lag komplett im Nebel, wie in Watte eingepackt. Da fuhr ich nun direkt rein. Auch das noch. Es waren immer noch nur 12/13 Grad. Der Fahrtwind, die feuchte Luft, der Nebel - ich hab so gefroren.
Aber dann, auf einmal wurde es hell und wärmer. Ich war aus dem Nebel raus und konnte wirklich zusehen, wie die Nebelbänke langsam nach oben zogen und das Tal freigaben. Es war ein besonderes Naturschauspiel, auf einigen Bildern kann man das etwas erkennen. Ich nahm mir viel Zeit für die Abfahrt und bin nicht einfach so runter geknallt. Dazu war es hier einfach zu schön.
Ein Abschnitt der Landschaft am Anfang war auch ganz besonders. Schwer zu beschreiben, aber es sah so aus, als wenn im Sandkasten jemand Kugeln fallen liess und als Spuren nur noch die Stellen zu sehen sind, wo sie mal auf den Sand aufgeschlagen sind. Wenn man die Bilder dazu sieht, versteht man, wie ich das meine.
Aus eine Höhe von fast 1.000 m blickte ich auf den Taracanyon, der sich bis hierher zieht. Nach weiteren 600 Höhenmetern Abfahrt  stand ich fast drin im Fluss und war somit auch schon am Grenzübergang nach Bosnien-Herzegowina angekommen - das vorletzte und sechste Land dieser grossartigen Tour war erreicht!
Es war der kurioseste Grenzübergang! Über eine einspurige Metall-/Holzbrücke, die eigentlich nicht mehr freigegeben werden dürfte, reiste ich nach BiH ein. Bei YouTube hatte sich Antje einige Videos von der Brücke angesehen und auch nur gestaunt.
Die Strecke in Richtung Foca ist sehr schön, die Straße aber in einem miserablen Zustand. An vielen Abschnitten eine Kombination aus Asphalt und Schotterpiste. War auf meiner Seite der Schotterabschnitt, fuhr ich soweit es ging  rechts auf dem Asphaltteil. Die entgegenkommenden Autos fuhren ihrerseits nicht auch weiter rechts, sonden hielten voll die Mitte ihrer Spur und nötigten mich dazu, auf den groben Schotter und Löcher auszuweichen. Mittelfinger hoch zum Gruß. Als Radfahrer biste eben immer der Schwächere.
Eigentlich hätte ich schon in Brod, 3 km vor Foca,  auf die Straße nach Sarajevo abbiegen können, aber ich hatte noch ken Geld. Der nächste Geldautomat befand sich erst in Foca. Die Währung heißt hier KM = konvertierbare Mark,  1 EUR = 2 KM.
Dort habe ich noch Kaffee und Kuchen verschlungen (kein Frühstück), die Wärme genossen und mich danach auf den Weg Richtung Sarajevo gemacht. Ohje, ich sah was auf mich zukam: dicke dunkle Wolken. Das sah nicht gut für mich aus. Auf einer landschaftlich schönen Strecke, wieder eine Schlucht mit mehreren Tunneldurchfahrten, war nach 74 km Schluss für heute. Ich hatte Glück, genau in dem Moment eine Pension zu finden, als 2 Minuten später der starke Regen einsetzte. Ich kam also trocken an, kann meine Sachen von gestern trocknen, habe sehr gut gegessen und werde morgen in Sarajevo sein. Ein Zimmer im Zentrum ist für 2 Nächte gebucht.
Es läuft alles bestens.





Wer oder was hat diese Landschaft so geformt?



Oh, doch lieber kein wildes Campen! 

Nein, nicht schon wieder.

Na also, geht doch auch.


Innerhalb von einer Minute ändert sich das Bild





Blick aus über 1.000 m auf die Taraschlucht, 600 m darunter die Tara.








Hier wollte ich eigentlich übernachten, scheint aber geschlossen zu sein.

Für 10 EUR habe ich doch noch ein Zimmer gefunden, bevor der Regen kam.


Sonntag, 25. August 2019

Zabljak - Trsa

40 km
804 hm

Es war ein sensationeller Tag. Mir fallen keine Wörter mehr ein, um das zu beschreiben, was ich heute gesehen habe. Alle Wörter sind schon  verbraucht wie schön, super, toll, einmalig, faszinierend, beeindruckend, spitzenmäßig, geil, supergeil, affentittengeil, wunderbar, wunderschön, unbeschreiblich, traumhaft, usw. Nehmt das alles zusammen und geht davon aus, dass der Tag noch viel schöner war.
Ich stand pünktlich auf, das Frühstück war von mir am Vortrag eingekauft, das Rad war schnell gesattelt und 8:15 Uhr saß ich drauf. Vor mir lag der Sedlopass durch den Durmitor-Nationalpark. Bis auf die Passhöhe waren es von Zabljak aus nicht ganz 500 hm. Ich war etwas aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie sich die Höhe auf meinen Körper bei der Belastung auswirken würde. Dabei fiel mir aber ein, dass es vielleicht ganz gut und genau richtig war, in Zabljak einen Ruhetag in etwa 1.400 m Höhe einzulegen, um den Körper an die Höhe zu gewöhnen. Ich fuhr ganz normal und relativ lässig zur Passhöhe von 1.907 m hinauf, als würde ich bei Bad Belzig auf den Hagelberg fahren. Es fiel mir nicht schwer.
Ich machte diesmal allerdings auch viel mehr Pausen als sonst. Ich hatte mich so auf diesen Tag gefreut, die Tour extra so geplant, dass sie durch den Nationalpark führte. Ich hielt viel öfter an, um die Ausblicke und Augenblicke zu genießen und um Fotos zu machen. Bei den Abfahrten fuhr ich mit gedrückter Bremse, um länger was davon zu haben. Es waren die schönsten und emotionalsten Augenblicke der Tour. Wäre jemand gekommen und hätte gesagt "Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören", wäre ich möglicherweise ohne zu murren ins Auto eingestiegen. Mehr geht nicht. Ich kann mich nicht erinnern, wo ich jemals etwas schöneres an Landschaft gesehen habe. Vielleicht in Tibet, vom Zug aus. Aber hier war ich mittendrin, und noch dazu mit meinem Rad und aus eigener Kraft.
Die Wettervorhersage hatte ab 12 Uhr Gewitter/Unwetter angekündigt. Das traf auch zu und über dem Bebotov kuk, dem mit 2.534 m höchsten Berg des Durmitor-Nationalparks, braute sich was zusammen. Donner war schon aus der Ferne zu hören.  Es sah allerdings so aus, als würde sich die Unwetterfront in Richtung Zabljak bewegen, und da kam ich ja her.
Nun folgte eine kurze Abfahrt von 200 Höhenmetern, die aber mit dem folgenden kleinen Anstieg bis auf 1.884 m Höhe, also nur minimal unter der Passhöhe des Sedlopasses, wieder zurück erobert wurden. Auch das fiel mir nicht schwer. Auf dieser zweiten Passhöhe erkannte ich das Problem, welches nun auf mich zu kam. Der Himmel in Richtung Tal war fast schwarz, es blitzte und donnerte, Wind frischte auf, es wurde deutlich kälter. Was konnte ich tun? Als erstes ruhig bleiben und abwarten, was passiert. Aber die Situation änderte sich nicht. Die Wolken kamen immer näher. Ein junges Paar, welches aus dem Tal kam berichtete, das es dort ein schweres Gewitter mit Sturm und Hagel gegeben haben soll. Ich vertrödelte viel Zeit, verdrückte meine mitgebrachten Wiener und genoss die Landschaft. Hier oben bleiben wollte ich auch nicht, also rollte ich langsam ins Tal hinunter. Irgendwo in einer Höhe von 1.600 m fing es so doll an zu regnen, dass ich sehr schnell (das hatte ich beim Packen schon gut vorbereitet), meine Notunterkunft aufschlug. Das ist nichts anderes als eine "Fahrradgarage", wie man sowas auch für Autos kriegt, einfach eine wasserdichte Plane zum Drüberwerfen. Ich hatte eine sehr hochwertige Ausführung davon einmal von Antje geschenkt gekriegt, aber noch nie benutzt für meine Räder. Diesmal rettete mich das. Da kann man nämlich auch prima selbst drin sitzen, man setzt sich rein, wirft sich die Plane über Kopf und Rücken und sitzt so im Trocknen. Und weil die Plane wind- und wasserdicht ist, blieb auch ein Teil der Wärme drin und man kühlt nicht so schnell aus. Über die Füße zog ich mir eine Plastiktüte, damit auch die warm bleiben. So wartete ich über eine Stunde, war sogar kurz eingenichkt. Aber der Regen ließ nicht nach und mittlerweile konnte ich so auch nicht mehr lange sitzen. Die Temperatur war inzwischen auf 12 Grad gesunken. In dem Augenblick, als es nicht ganz so doll regnete, brach ich auf. Noch 10 km bis Trsa, die ich so schnell es ging und mit Tunnelblick nach vorn, runter fuhr.
Gleich am Ortseingang ein Eco Selo. Sofort rechts ran, Anfrage nach Zimmer, ich bekam einen kleinen 2-Betten-Bungalow für 10 EUR.
Gegessen habe ich inzwischen auch schon - Lamm. Vorzüglich.
Nun muss ich neu planen. Eigentlich wollte ich ja heute bis Foca in BiH fahren, aber das war unter diesen Umständen heute nicht möglich. Ich fahre morgen also in Richtung Sarajevo, mal sehen, wie weit ich komme. Bis Sarajevo werde ich es auf keinen Fall schaffen, muss ich auch nicht.
Bilder etwas später. Es sind so viele, da muss ich sortieren.

Schade, Internet ist alle für heute. Router wird gleich abgeschaltet. Mehr Bilder gibt es nicht. Dabei hätte ich noch so viele schöne!
Aber das muss nun für den ersten Eindruck reichen.




















Samstag, 24. August 2019

Doch ein Ruhetag in Zabljak

8,3 km
82 hm

So zeitig habe ich noch nie einen Blog geschrieben. Rekord.
Was ist passiert?
Pünktlich Aufgestanden, Taschen gepackt, das Rad zum Einkaufszentrum geschoben, Frühstück bestellt.
Soweit alles wie geplant.
Am Himmel viele Wolken, sehr grau und ich ging davon aus, dass es sich noch aufklärt,  wir sind hier in den Bergen.
Ich war fertig und wollte pünktlich um 9 Uhr los, da kam ein Reiseradler zu mir an den Tisch. Sein Rad hatte ich schon gesehen, keine üblichen Packtaschen sondern Bikepacking.
So zum Beispiel (ist nicht sein Rad, sondern ein Download aus dem Internet):


Wir kamen schnell ins Gespräch. Er ist seit 4 oder 5 Monaten unterwegs, hat die Tour in Spanien begonnen ohne Zeitlimit und kommt aus Israel, Tel Aviv.
Er kommt aus dem Norden und will in den Süden fahren, genau da wo ich also herkommen. Zu jedem Land hat er mich einzeln gefragt, wie die Menschen dort sind. Das kann man doch nicht mit einem Pauschalsatz so abtun. Er hatte viele Vorurteile.
Ich musste ihm sehr genau meine Route mit den Grenzübergängen beschreiben, was ich selbstverständlich gern tat.
In einem Punkt deckten sich unsere Erfahrungen: je reicher die Menschen sind, umso unfreundlicher werden sie, oder positiv ausgedrückt, je ärmer um so freundlicher und hilfsbereiter sind die Menschen. "Wer nichts hat, öffnet seine Tür und sein Herz." Auch so ein Satz zum Nachdenken, vor allem, warum das so ist.
Es wurde dann auch schnell ein politisches Gespräch über Israel, Syrien, Assad, Putin, die Hamas, die Flüchtlinge in Deutschland, die Berichterstattung über die Raketenangriffe auf Israel, die Haltung Deutschlands zu den Palästinensern usw.
Ein Blick auf die Uhr: verdammt, schon 10 Uhr, ich muss los, habe einen schweren Tag vor mir und nun geht das gleich mit Zeitdruck los.
Wir verabschiedeten uns herzlich und fuhren in entgegengesetzte Richtungen los. Inzwischen hatte sich der Himmel komplett bezogen. Mir war kalt, also nach ein paar hundert Metern Ärmlinge und Windweste an. Als ich aus Zabljak rau war, sah ich dann das:
nämlich gar nichts.



Am Horizont müsste das Gebirge im Durmitor-Nationalpark zu sehen sein. Nur ein paar Berge unmittelbar in Nähe der Straße waren zu erkennen. Es wehte ein kalter Wind von vorn, aber genau da wollte ich hin. Und über den Bergen sah es richtig nach schlechtem Wetter aus. Und dann kam ich auf eine Kreuzung zu, an der ich mich entscheiden musste, denn ab hier ging es 40 km durch den Nationalpark ohne ein einziges Dorf. Bei einem plötzlichen Unwetter, was in den Bergen schnell passieren kann, wäre ich dort gefangen gewesen. Und außerdem, ich werde vielleicht nicht so bald wieder hierher kommen. Und da will ich diese einzigartige Natur nicht bei Regen und Nebel mit dem Fahrrad durchqueren.
Ich kehrte also um. Es war eine vernünftige Entscheidung. Der Zeitplan gerät auch nicht durcheinander.
Ich hatte schnell wieder ein Zimmer für die Nacht gefunden. Kurz nach meiner Ankunft fing es richtig an zu schütten und es gab ein Gewitter, was auch in den Bergen und in dieser Höhe schon unangenehm werden kann. Ich sitze aber im Trocknen, habe nun doch einen Ruhetag und mache es mir gemütlich. Morgen ist wieder ein Tag und das Wetter wird besser.
Dann geht es über den Sedlopass nach Foca.

Freitag, 23. August 2019

Durch die Taraschlucht nach Zabljak

63,9 km
1.151 hm

Auf diesen Abschnitt in der Taraschlucht hatte ich mich besonders gefreut. Und völlig berechtigt. Es war ein atemberaubendes Erlebnis. Zuerst fährt man ihm Taratal, da sind noch kleine Orte, später dann einzelne Häuser. Nur die Tara und die Straße winden sich zwischen den Bergen. Und dann wird das Tal immer enger und geht in eine Schlucht über. Sieht man an den Felswänden hinauf, verrenkt man sich fast den Hals dabei. Es wird auch immer dunkler und kühler, weil hier um diese Zeit kein Sonnenstrahl herein fällt. Nach 42 km und etwas auf und ab ist die engste Stelle ereicht. Und genau hier überspannt die Tarabrücke den Canyon. Mit einer ingenieurtechnischen Meisterleistung wurde die Brücke gebaut. Lest dazu die Geschichte einfach bei wikipedia oder sonstwo nach. Hier nur soviel, der Ingenieur, unter dessen Leitung die Brücke gebaut und 1941 fertiggestellt wurde, erhielt 1942 auch den Auftrag zu ihrer Sprengung. Es ist ein imposantes Bauwerk, welches sich gut in die Natur einlässt.
Ob man heute nun unbedingt 1.050 Meter an einem Stahlseil über die Schlucht gleiten muss, mag jeder für sich entscheiden. Viele Touristen waren hier und an den Ständen gab es den üblichen Nippes. Ich merkte nicht, wie schnell die Zeit hier verging und fuhr erst 14:30, also deutlich später als geplant weiter. Vor mir lagen jetzt noch 22 km und ca. 650 Höhenmeter. Das wird eng. Was mache ich bloß? Die km sind ein Klacks, das ist kein Problem. gestern habe ich noch davon geschrieben, dass ich etwa 400-500 Höhenmeter in 3 Stunden schaffen kann. Ich wollte schon noch bei Tageslicht in Zabljak ankommen, und eine Unterkunft hatte ich auch noch nicht.
Also ruhig bleiben, diszipliniert fahren, nur wenige und kurze Pausen, Trittfrequenz zw. 70 und 80 Umdrehungen pro Minute und auf die Atmung achten. Ich hatte es tatsächlich geschafft, in genau 2 Stunden und genau auf 10 km 530 Höhenmeter zu fahren. Die durchschnittliche Steigung kann sich jeder selbst ausrechnen. Dieser Pass und das Streckenprofil waren mir wie auf den Leib geschneidert. Durch die gleichmäßige Steigung konnte ich genau mein Tempo fahren, ohne mich dabei zu verausgaben. Ich war schon überrascht, dass ich das so fahren konnte. Ein Zeitproblem hatte ich also nicht mehr. 17:30 war ich in Zabljak und musste mich nur noch um mein Bett kümmern. 5 min. Fußweg vom Zentrum entfernt fand ich eine kleine Pension und checkte dort ein.
Ein schöner Tag mit einer bemerkenswerten  Strecke durch die Taraschlucht!
Morgen steht der nächste Höhepunkt an. Ich fahre durch den Durmitor-Nationalpark auf der Südroute um den mit 2.542 m höchsten Berg, den Bobotov kuk, herum in Richtung Foca. Wie weit ich dabei komme, werde ich sehen. Ich werde bis über den Sedlopass auf eine Höhe von 1.924 m fahren, auf das Dach meiner Balkantour sozusagen. Die Luft wird dünn. Das wird nochmal spannend.
Der geplante Ruhetag morgen ist gestrichen, 1. in der Stadt muss man nicht einen Tag verbringen und 2. ich brauche den Ruhetag nicht. Also geht es mit dem Fahrrad weiter.