Samstag, 24. August 2019

Doch ein Ruhetag in Zabljak

8,3 km
82 hm

So zeitig habe ich noch nie einen Blog geschrieben. Rekord.
Was ist passiert?
Pünktlich Aufgestanden, Taschen gepackt, das Rad zum Einkaufszentrum geschoben, Frühstück bestellt.
Soweit alles wie geplant.
Am Himmel viele Wolken, sehr grau und ich ging davon aus, dass es sich noch aufklärt,  wir sind hier in den Bergen.
Ich war fertig und wollte pünktlich um 9 Uhr los, da kam ein Reiseradler zu mir an den Tisch. Sein Rad hatte ich schon gesehen, keine üblichen Packtaschen sondern Bikepacking.
So zum Beispiel (ist nicht sein Rad, sondern ein Download aus dem Internet):


Wir kamen schnell ins Gespräch. Er ist seit 4 oder 5 Monaten unterwegs, hat die Tour in Spanien begonnen ohne Zeitlimit und kommt aus Israel, Tel Aviv.
Er kommt aus dem Norden und will in den Süden fahren, genau da wo ich also herkommen. Zu jedem Land hat er mich einzeln gefragt, wie die Menschen dort sind. Das kann man doch nicht mit einem Pauschalsatz so abtun. Er hatte viele Vorurteile.
Ich musste ihm sehr genau meine Route mit den Grenzübergängen beschreiben, was ich selbstverständlich gern tat.
In einem Punkt deckten sich unsere Erfahrungen: je reicher die Menschen sind, umso unfreundlicher werden sie, oder positiv ausgedrückt, je ärmer um so freundlicher und hilfsbereiter sind die Menschen. "Wer nichts hat, öffnet seine Tür und sein Herz." Auch so ein Satz zum Nachdenken, vor allem, warum das so ist.
Es wurde dann auch schnell ein politisches Gespräch über Israel, Syrien, Assad, Putin, die Hamas, die Flüchtlinge in Deutschland, die Berichterstattung über die Raketenangriffe auf Israel, die Haltung Deutschlands zu den Palästinensern usw.
Ein Blick auf die Uhr: verdammt, schon 10 Uhr, ich muss los, habe einen schweren Tag vor mir und nun geht das gleich mit Zeitdruck los.
Wir verabschiedeten uns herzlich und fuhren in entgegengesetzte Richtungen los. Inzwischen hatte sich der Himmel komplett bezogen. Mir war kalt, also nach ein paar hundert Metern Ärmlinge und Windweste an. Als ich aus Zabljak rau war, sah ich dann das:
nämlich gar nichts.



Am Horizont müsste das Gebirge im Durmitor-Nationalpark zu sehen sein. Nur ein paar Berge unmittelbar in Nähe der Straße waren zu erkennen. Es wehte ein kalter Wind von vorn, aber genau da wollte ich hin. Und über den Bergen sah es richtig nach schlechtem Wetter aus. Und dann kam ich auf eine Kreuzung zu, an der ich mich entscheiden musste, denn ab hier ging es 40 km durch den Nationalpark ohne ein einziges Dorf. Bei einem plötzlichen Unwetter, was in den Bergen schnell passieren kann, wäre ich dort gefangen gewesen. Und außerdem, ich werde vielleicht nicht so bald wieder hierher kommen. Und da will ich diese einzigartige Natur nicht bei Regen und Nebel mit dem Fahrrad durchqueren.
Ich kehrte also um. Es war eine vernünftige Entscheidung. Der Zeitplan gerät auch nicht durcheinander.
Ich hatte schnell wieder ein Zimmer für die Nacht gefunden. Kurz nach meiner Ankunft fing es richtig an zu schütten und es gab ein Gewitter, was auch in den Bergen und in dieser Höhe schon unangenehm werden kann. Ich sitze aber im Trocknen, habe nun doch einen Ruhetag und mache es mir gemütlich. Morgen ist wieder ein Tag und das Wetter wird besser.
Dann geht es über den Sedlopass nach Foca.

4 Kommentare:

  1. Pssst: ich habe gehört die beiden holländerinnen haben ihr tour auch geändert....

    Gruss

    Manfred

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  2. Es gibt leute die haben ein Schutzengel.... Eric

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  3. ...gute Entscheidung! sonnigen und guten Start zur Fahrt durch den Nationalpark nach Foca...freue mich schon auf deinen Bericht..lg

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  4. ist ganz erstaunlich.

    Wenn man deine Berichte liest glaubt man nicht das du auf 1500 -2000 m Höhe bist.
    (Mal höher mal tiefer)

    Ich hab den Eindruck du bewegst dich zur zeit in einer Höhe die für uns alle nicht erreichbar ist.
    was solls, wir können nicht alles haben.... du hast es im Moment genies die Zeit und mach
    Uns weiter neugierig auf deine nächsten Erlebnisse und Erfahrungen.

    Ich hoffe du kannst diese lange in dir behalten, darfst aber gerne uns weiter mit deinen Berichten unterhalten.

    Gute Fahrt, tolle Erlebnisse und nette Kontakte weiterhin.

    Manfred

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