Pejë (540m) - Kulapass (1.795m) - Rozaje (Motel, 1.050m)
47 km
1.258 Höhenmeter bergauf
Aktive Fahrzeit bis zum Grenzposten Montenegro: 3 Std. 45 min.
Insgesamt unterwegs bis zum Motel: 6 Std. 15 min.
Wieder ein Tag der Superlative. Es war so schön, aber das kann ich nicht jeden Tag so schreiben und immer wieder so ins Schwärmen geraten, sonst glaubt mir niemand mehr. Aber es war so.
Zum Frühstück lernte ich ein Ehepaar aus Holland kennen, die 4 Monate mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Sie kamen gestern zeitgleich mit mir im Motel an und erkundigten sich, ob sie sich mit ihrem Auto auf dem Gelände hinstellen dürfen. Natürlich durften sie. Beim Abendessen hatte ich sie auch gesehen. Zum Frühstück suchte ich nach einem freien Platz und die Frau rief mir zu, dass ich mich gern an ihren Tisch setzen könne, weil alle Tische besetzt waren.
Sie fragte sofort: "Ich bin so neugierig, wo sie herkommen und wo sie hin fahren. Ich habe sie gestern mit dem Fahrad ankommen sehen." Wir haben uns sehr nett unterhalten. Dann kam auch ihr Mann dazu. Der war in den 90er Jahren hier mit den KFOR-Truppen stationiert und kannte natürlich viele politische Zusammenhänge sehr gut. Wir hätten uns noch stundenlang unterhalten können, aber ich hatte noch viel vor heute. Auf jeden Fall musste ich ihnen den Besuch des Klosters empfehlen, in welchem ich vor 2 Tagen war.
Später als geplant, 9:15 Uhr, fuhr ich also in 549m Höhe los. Die 16,5 Kilometer bis zum kosovarischen Grenzposten in 1.274 m Höhe ließen sich ganz gut fahren, immer 4-6% Steigung, sehr konstant. Nur in den Scheitelpunkten der Serpentinen wurde es etwas steiler, aber ich konnte alles fahren. Die Grenzkontrolle war ohne Probleme, zwei Autofahrer ließen mich auch vor. Dann folgte eine Fahrt von 10 km im Niemandsland. Und die Steigungen wurden jetzt immer härter, zwar keine Serpentinen, dafür aber ganz lange Rampen mit 8, 9, manchmal bis 10% Steigung. Das war mit einem sehr hohen Kraftaufwand verbunden. Ich musste einfach öfter anhalten, etwas trinken, tief durchatmen und wieder rauf auf das Rad. Das war ein schlimmes Stück der Strecke. Ab 1.700 m Höhe soll man es angeblich spüren, dass der Sauerstoffgehalt in der Luft sinkt. Ich glaube, das habe ich schon ab 1.500 m bemerkt.
Und dann, auf einmal, sah ich den Straßenverlauf vor mir, es ging bergab. Kein Schild von der Passhöhe, was ich so gern fotografiert hätte. Aber ich weiß ja, dass ich da oben war. Laut Karte sollten es 1.795 m sein, ich war schon um 14:20 Uhr dort, nur 5 Stunden nach meinem Start. Es ging wieder runter auf 1.690 m Höhe und ich hatte den Grenzposten zu Montenegro erreicht. Mir wurde noch ein "Nice trip" gewünscht, ich zog wieder warme Sachen an, um mich etwas vor dem kalten Wind auf der Abfahrt zu schützen. Die Straße war in einem super Zustand, das hat Spaß gemacht. Und schwupps, um 15:30 Uhr saß ich in Rozaje in der Fußgängerzone und trank die erste Cola des Tages. Ab Ortsausgang Pejë gab es nämlich keine Möglichkeit mehr, etwas zu kaufen. Ich hatte mir vorsorglich genügend Wasser mitgenommen und ein paar Riegel gekauft.
2 angefangene Wasserflaschen hatte ich unterwegs im Niemandsland 2 Kosovaren überlasen, die mich fragten, wo die Grenzkontrollen sind. Die beiden waren in einem erbärmlichen Zustand. Sie hatten die Orientierung verloren, einer versteckte sich. Vielleicht waren sie auf der wirklichen "Balkanroute" unterwegs. Wir haben uns noch etwas unterhalten, soweit das ging. Nach dem Verabschieden riefen sie mir noch hinterher: "Und danke für das Wasser!"
Es war eine eigenartige Situation für mich, die mich doch etwas bewegte und die so ungewöhnlich war.
Da ich in Rozaje keine Unterkunft finden konnte oder wollte (jedenfalls nicht für 40 EUR), fuhr ich weiter und fand nach 3 km ein kleines Motel, direkt an der Straße, auf der Terrasse etwas laut wegen des Strassenlärms, aber für nur 12 EUR. Mein Zimmer liegt nach hinten raus und da ist es schön ruhig.
Nach mir kamen 2 deutsche Radler aus Stuttgart im Motel an. Sie sind mit dem Auto bis Dubrovnik gefahren, haben es dort abgestellt und fahren ihre Balkantour als Rundkurs. Sie kommen also vom Norden, wo ich noch hin will. Ich konnte ihnen noch ein paar Tipps von dem geben, was sie im Süden ihre Tour erwartet, dafür konnte ich etwas von ihrer Fahrt durch den Durmitor-Nationalpark erfahren, worauf ich mich schon besonders freue.
Aber zuerst fahre ich morgen bis Mojkovac, 90 km, geplante 1.389 hm, aber das glaube ich noch nicht. Die Zahlen der zahlreichen Routingapps stimmen nie. Warum diesmal?
Das wars für heute. Bilder wie immer etwas später, die muss ich noch überspielen und hochladen. Das kann dauern.
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Es freut mich das es Heute geklappt hat! Und morgen wieder weiter, gut Luft!
AntwortenLöschenFreue mich so, dass es Dir gut geht. Habe gerade meine Kaffeepause damit verbracht, mir wieder Deine erlebnisreichen Berichte durchzulesen.......... Sei ganz lieb gedrückt. Gordana
AntwortenLöschenKeep on rolling!!
AntwortenLöschenSo ein toller Bericht...so tolle Erlebnisse....wie gut, dass du den Blog schreibst , dass kann man sich ja gar nicht alles merken...immer wieder Danke, dass du uns an all dem teilhaben läßt...bleib gesund, fit uns so munter wie du "klingst"...auch von mir eine feste "Umarmung"....glg S.
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