Montag, 12. August 2019

Gjirokaster - Leskovik


Sonntag, 11.08.2019
Ab heute 14:30 Uhr bin ich allein auf der Balkanroute unterwegs.
Eric hat die Entscheidung getroffen, dass es nicht mehr weiter geht für ihn. Wir haben uns in Permet verabschiedet. So gern hätten wir die Tour bis Split zusammen durchgezogen.
Eric, wir hatten eine tolle Zeit zusammen bis hier mit Erlebnissen, die wir nie vergessen werden. Danke für die gemeinsame Zeit und Respekt für deine Entscheidung.
Du wirst mir fehlen für die abendliche Auswertung des Tages, für das gemeinsame Bier, welches wir uns jeden Tag so hart erarbeiten mussten, für die Planungen der nächsten Kilometer, und für die schicken Schuhe. Was das heißt, wissen nur Eric und ich.
Ja, und ich bin heute nach nur 97 statt der  vorausberechneten 107 Kilometer gut in Leskovik angekommen. Ich hatte ein riesiges Glück, dass mich der Fahrer eines kleinen Lieferwagens genau vor dem Ziel und genau am Beginn der noch folgenden rund 600 Höhenmeter aufgelesen hat und mich bis vor das Hotel Leskoviku in Leskovik brachte. 5 EUR wollte er am Ziel dafür haben, ich habe ihm mein ganzes Hartgeld gegeben. Ganz ehrlich, das hätte ich nicht auch nicht mehr bis zum Einbruch der Dunkelheit geschafft und hätte entweder mein Zelt irgendwo am Straßenrand aufbauen müssen oder in der Dunkelheit mindestens 3 Stunden gebraucht (mal zum Nachrechnen: 600 Höhenmeter auf 10 km das sind durchschnittlich 6% Steigung, aber durchschnittlich heißt eben auch, es sind mal flachere Abschnitte mit vielleicht nur 3% oder auch steilere Abschnitte mit  8% oder mehr dabei.
Auf dem Beifahrersitz konnte ich ganz entspannt die Strecke verfolgen. Das hat schon gereicht.
Mein Zeitverzug bis km 80 ist unter anderem auch daraus entstanden, weil der Streckenvorsclag vom Navi bei km 80 und beim Ort Kanikol (ist auf keiner Karte, nicht suchen) von der eigentlichen Hauptstrecke auf eine Nebenstraße führte. Das hätte ich nicht tun und lieber die zusätzlichen Höhenmeter auf der Hauptstraße fahren sollen. Grober Schotter und immer wieder Anstiege, die man nur schieben konnte schlauchten ganz schön und die Zeit verging.
Ich habe also Glück gehabt. Wofür hat mich der Fahrradgott mit dem Auto da so belohnt?
Ansonsten war bis km 80 die Strecke für mich nicht so anspruchsvoll, immer wieder kleinere Steigungen, mal auch kurze Stücke von 6-10%, konnte ich aber alles noch fahren. Die Landschaft war atemberaubend, besonders ab Permet. Tiefe Schluchten, wilde Flussläufe und 2.000m hohe Berge wuchsen daneben aus der Erde. Wow.
Sehr extrem war heute auch die Hitze. Mein Computer zeigte so gegen 16 Uhr eine Temperatur von 52 Grad auf der Straße und in der Sonne als Spitzenwert an. Egal, ob es nun nur 50,5 oder nur 49.7 Grad waren, es war extrem. Ich hatte ganz leichten Gegenwind, der sich wie ein Heissluftgebläse von vorn anfühlte.
Aber mit Dirk im März auf unserer Tour Berlin - Lepzig fand ich die Temperaturen am Anfang mit knapp über 0 Grad deutlich unangenehmer.
Ganz zum Schluss der Beginn des Tages: ein reichliches Frühstück mit der von uns so geliebten Aprikosenmarmelade, Kräutertee, Ei und Würstchen. Die Pancakes haben wir uns mitgenommen für unterwegs. Die hatte ich durch die Aufregung heute ganz vergessen und erst so gegen 16 Uhr gegessen, also viel zu spät.
Die Familie hat sich von uns ganz herzlich verabschiedet. Es ist so schade, dass wir sie nie wieder sehen werden. Ich war sehr gerührt.
Ich bin übrigens heute bei den Großeltern vom Hotelchef untergebracht, das Hotel war überbucht, habe ich Mittag erfahren.
Vor dem Hotel wurde ich gleich freundlich begrüßt mit "Bist du Dietmar?" Ich war etwas überrascht, klar mein Name ging ja aus der Buchung hervor. Das Besondere daran ist aber, dass im Dorf vor ein paar Jahren mal ein deutscher Pfarrer arbeitete, der auch Dietmar hieß. Daher war der Name auch bekannt und wurde richtig ausgesprochen.
In schlafe in einem uralten Haus, kein warmes Wasser, kaltes Wasser gibt es nur stundenweise, Glühlampe wurde extra für mich rein gedreht, Licht wird mal dunkler, mal heller, in der Nacht ist der Strom ganz weg und kein WLAN, wer braucht das hier? Vielleicht kann ich morgen beim Frühstück im Hotel den Blog hochladen. Bilder kommen irgendwann später.
So, nun Schluss für heute, es war ein aufregender Tag, ich werde nicht gut schlafen können.

6 Kommentare:

  1. Schön, dass bei dir alles weiter gut läuft, hatte aus Sorge schon bei A. nachgefragt. Dein Schwager U.

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  2. Hallo Dietmar,
    schön endlich wieder von dir zu hören/lesen. Schnell noch vor der Arbeit einige Worte...das mit Eric ist natürlich blöd. Ab jetzt musst du Selbstgespräche führen, aber keine Sorge das vergeht wieder wenn du wieder in netter Gesellschaft (;)... und bei uns bist)...Du bist auf jeden Fall täglich Hauptgesprächsthema Nr. 1 bei uns!!! und in Gedanken sind wir bei dir und reisen immer ein Stück mit und versuchen auf der Karte die Route mit zu verfolgen. So nun genug für heute... Viel Kraft für die nächste Etappe (oder hast du etwa schon wieder einen Ruhetag?), nette Begegnungen, bildschöne eindrücke , gutes Essen na ja usw.... GlG S.

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  3. p.s. wollte schon jemanden losschicken, damit du abds. mal jemanden zum "Dummrumquatschen" hast, aber "Der" hat mir glatt nen Vogel gezeigt...bei der Anzahl an Entfernungskilometer (bemüht euch nicht... das ist ein Insider nur Ditmar versteht das)S.

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  4. Das Haus klingt sehr abenteuerlich. Bin gespannt auf Bilder.
    Musstest du dann kalt duschen? Du??? Herrje.
    Gute Fahrt heute! Denken an dich.

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  5. Also weiterhin gute Fahrt (sretan put) - nun im Alleingang. Meine Temperaturen wären dies auch, aber natürlich nur am Strand.

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  6. Einfach weiter fahren, du schafst das! Ich wird morgen jn Fier sein, dann geht es mit dem Zug weiter nach Tirana und da gibt's bestimmt ein Flieger!

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