Das war wieder ein spannender Tag heute.
Pünktlich um 9 Uhr startete ich nach einem mageren Frühstück mit 2 Spiegeleiern, 3 trockenen Scheiben Weißbrot und einem türkischen Kaffee.
Ich hatte mich gestern entschieden, den Tourplan geringfügig zu ändern und Skopje aus dem Programm zu streichen. Es es eine Großstadt, nicht besonders interessant, ein paar moderne Gebäude, Ladenstrassen mit den üblichen verdächtigen Ladenketten, Skulpturen und ein von vielen Seiten gepriesenes Nacht- und Partyleben. Und das heute am Wochende! Nee, nee, nichts für mich.
Außerdem war Skopje auch immer nur als Rettungsanker gedacht für den Fall, dass die Tour, aus welchen Gründen auch immer, beendet werden muss. Vom Flugplatz in Skopje würde man immer gut nach Hause kommen. Aber Eric ist nun schon zu Hause und für mich gibt es keinen Grund aufzuhören.
Es war frisch heute morgen, so um 22 Grad. Ich habe mir tatsächlich meine Ärmlinge und meine Windweste übergezogen. Der Wnd aus nördlichen Richtungen machte es so ungemütlich. Die ersten 15 km fuhren sich ganz locker. Interessant war ein Heldenfriedhof der Albaner hier in Mazedonien. Die Gegend um Tetovo ist das Zentrum der albanischen Minderheit. Überall wehen auch albanische Fahnen.
Aber es gibt auf regelmäßig Auseinandersetzungen.
Und von den Ortsschildern ist mal der mazedonische Name mit den kyrillischen Buchstaben übersprüht oder eben der albanische Ortsname. Wirklich Kinderkacke sowas. Aber das ist eben auch Ausdruck der ethnischen Konflikte, die nicht beendet sind.
Dann ging die Steigung los, 600 Höhenmeter lagen vor mir. Die Besonderheit diesmal: keine ebenen Abschnitte, es ging 20 km nur bergauf. Steigungen von nur 3 % mussten also zum Erholen ausreichen. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, alle 50 Höhenmeter eine Trinkpause einzulegen und dann zügig weiter zu fahren. So war ich nach 35 km und 2 3/4 Stunden auf der Passhöhe von 1.215 m. Dort oben waren neben einer Tankstelle auch zahlreiche Bars, Cafés und Imbissbuden.
Ich wollte auch was essen und sah, wie drei junge so etwas Ähnliches wie Langos aßen. Ich wollte wissen wo man das bekommen kann und wie es heißt: Mekitza.
Ich ging also rein in das Café und bestellte mir Cola, Kaffee und ein(e?) Mekitza. Beim Bezahlen sagte mir der Kassierer, dass mein Mekitza schon von einem der drei junge Männer bezahlt wurde. Ich war baff und habe mich natürlich sofort bedankt. Die Drei hats gefreut und sie sind dann auf gleich weiter gefahren. Ist mir so noch nie passiert!
Dann wurde es wieder spannend, denn wenn es auf den Berg rauf geht, folgt auch eine Abfahrt nach Gostivar. Und die war wie der Anstieg, ohne ebene Abschnitte. So ging es von 1.200m wieder bis auf 400 m runter, über 7km mit manchmal auch 7%. Hinter einem LKW staute es sich auf, schneller als 45kmh konnte also keiner fahren und ich fuhr in einer Reihe mit den vielen anderen Autos den Berg runter. Als der LKW dann rechts ran fuhr, konnten die Autos auch mich überholen. Ich blieb vernünftig und fuhr nicht schneller als 50. Aber Spaß hat's gemacht. Nach Gostivar in Richtung Tetovo dann die Überraschung: Mautstelle. Was nun? Karte raus und eine alternative Strecke gesucht. Ich fragte dann einen rumstehenden Uniformträger wie ich zur Parallelstraße komme, die auf der Karte eingezeichnet war. Warum ich denn unbedingt auf dieser Strasse fahren will, fragte der, Autobahn geht viel schneller und ist kürzer? Beim "ja, aber" von mir mit der Handbewegung zum Fahrrad, sagte der nur "kein Prrroblem, du hast gelbe Weste an, das ist gut, immer schön rrrrechts fahren. Ein inzwischen angekommener Polizist nickte nur. Und ob ich genug Wasser habe, wurde ich gefragt. So bekam ich auch noch meine Trinkflasche mit eiskalten Wasser gefüllt. Ich fuhr also Richtung Mautstelle, die Schranke ging hoch und ich war auf der Autobahn. Nach etwa 8 km fuhr ich an einer Abfahrt aber doch wieder runter, fuhr lieber ein paar km mehr auf einer ruhigeren Nebenstraßen und durch viele kleine Ortschaften, was sehr interessant war. Tetovo war bald erreicht. Diese Stadt ist verrückt, ein einziger Basar. An allen Straßenrändern Stände, bei denen man wirklich alles kaufen kann, was man zum Lehen oder im Haushalt, Garten oder Handwerksbetrieb braucht. Es war alles so unübersichtlich, auf den Kreuzungen und im gesamten Straßenverkehr scheinbar keine Regeln, jeder fährt, wo Platz ist. Ich musste da voll mitmachen und mogelte mich mit dem Rad in jede noch so kleine Lücke. Ich war so auch schneller als die Autos, weil ich mal rechts vorbei fuhr oder links überholen konnte. Trotzdem war ich froh, dass ich raus war aus der Stadt. Ungefähr 10 km vor dem heutigen Ziel trank ich noch mit drei alten Männern Tee am Straßenrand. War auch wieder lustig. Nicht lustig fand ich es, als ich kurz vor Etappenschluss noch 200 Höhenmeter zu fahren hatte. So gegen 18:30 war ich hier, mein Vermieter erwartete mich schon und hat für mich allein ein tolles Abendessen gezaubert: natürlich Salat, typische regionale Bohnensuppe (man war die gut) dann noch ein Dessert und 2 Sliwowitz. Es hätte mir schlechter gehen können.
Irgendwie fühle ich mich jetzt im "Balkan" erst richtig angekommen. Griechenland war sehr schön, ja, Albanien war mir völlig unbekannt, in beiden Ländern habe ich die Leute nicht verstanden und konnte die Schrift nicht lesen. Ab Mazedonien gibt es die mir vertrauten kyrillischen Buchstaben, ab und zu verstehen ich ein Wort.
Morgen nun geht es in den Kosovo, in 5 km ist die Grenze.
Nach Angaben des sehr sehr netten Vermieters muss ich über eine Passstraßen auf 1.600 m Höhe und dann soll es nur noch bergab gehen. Das glaube ich aber erst, wenn ich oben bin.
Wenn alles gut geht, melde ich mich morgen aus Prizren.
Bis bald.
Bilder folgen nach und nach
Immer wieder am Straßenrand sieht man nicht fertig gebaute Häuser |
Wir haben Tee zusammen getrunken. |
Autos die hier ankommen, fahren wirklich nicht mehr. |
Schlimm, Müll wird einfach in der Natur entsorgt, mitten in Tetove einfach in den Fluss gekippt. |
Albanischer Heldenfriedhof |
Ich bin so froh, dass du die irren Anstiege so gut verkraftest! Dass du immer wieder so nette Begegnungen hast, freut mich natürlich auch!
AntwortenLöschenZum Glück klappt es, dass ich jeden Abend deine Stimme höre...
Bis heute Abend also!
Dietmar, respect... und fuer heute auch wieder schoene Begegnungen
AntwortenLöschenHuuiiii! Was für eine Abfahrt! Viel Spaß dabei auch heute.
AntwortenLöschenDie Herzlichkeit der Menschen ist immer wieder berührend zu lesen. Wie muss das erst für dich sein. Wie hat denn Matizka nun geschmeckt? Macht es dem Langos Konkurrenz??
AntwortenLöschenGute Fahrt heute, hoffentlich frierst du nicht;)
Dein Bericht liest sich soooo toll, interessant, spannend und kurzweilig. Beim Lesen bekomme ich den Eindruck, dass du entspannt bist..., und die paar kleinen Anstiege....ein bisschen körperliche Anspannung muss ja sein...Du schreibst, dass du es hättest auch schlechter treffen können(Essen und Slibovitz)...dass erinnert mich an eine gemeinsame Reise, bei der Antje dich fragte: "Dietmar hast du heute schon dein "Gebet" gesprochen?"...Es folgte: "Lieber Gott lass es uns niemals schlechter, als gerade in diesem Moment"...soviel dazu.... Gute Weiterfahrt und weiterhin so tolle Menschen und Eindrücke wie bisher ...glg S.+ M.
AntwortenLöschenEs ist wirklich unglaublich wie mann sich in Leute kan irren.... Die Leute haben selbst fast nichts und trotzdem teilen sie noch das was sie haben... Geniesse es und hoffentlich geht das weiter so!
AntwortenLöschenLieber Dietmar, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie mir das Lesen Deiner tollen Reise-Berichte Freude bereitet. Rechner an und hochfahren (manchmal kann es mir nicht schnell genug gehen). Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß. Deine "balkanische" Nachbarin.
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