Montag, 19. August 2019

Prizren - Peja/Pejë/Pec

Fast ein Ruhetag
76,6 km
453 hm, flach wie Holland, angenehme Temperaturen, wenig Wind

Eigentlich wäre jetzt schon alles gesagt.
Es war eine typische Transferetappe von A nach B ohne große Schwierigkeiten, die einfach auch mal notwendig ist.
Trotzdem war das auch wieder ein besonderer Streckenabschnitt.
In der Nähe von Gjakove, also etwa auf halber Strecke, machte ich eine lange Pause auf einem Markt. Der war insofern sehr speziell, weil es keine Stände gab, sondern alle Waren aus dem Kofferraum heraus verkauft wurden. Die Hochdachkombis waren bis unter die Decke vollgepackt mit Paprika, Kartoffeln, Melonen, Kohl ....
Die Autos standen wie auf einem Parkplatz, akkurat ausgerichtet,  und die Verkäufer warben um Kunden.
Ich wollte so gern ein Stück Melone essen, aber es gab nur diese riesigen, medizinballgrossen Exemplare. An einem Auto konnte ein Mann gut deutsch, 20 Jahre in Stuttgart gearbeitet, der mein Problem erkannte. Er gab mir eine kleine Melone und ein Messer, wollte 50 Cent, ich gab 1 EUR, (komische Verhandlungsstrategie von mir), und zeigte mir ein schattiges Plätzchen. Die Melone war so süß, köstlich. Dann ging es ohne nennenswerte Besonderheiten weiter.
Antje gab mir gestern noch einen ganz wichtigen Tour-Kultur-Tip: das Kloster Visoki Decan, seit 2004 UNESCO Weltkulturerbe, 15 km vor Peje. Es war nur en kleiner 2km-Abzweig von meiner Strecke. Aber hätte ich das nicht gesehen, wäre das ein echtes Versäumnis gewesen. Hier komme ich nie wieder her. Antje hat versprochen, über ihren Kommentar ein paar Hintergrundinformationen zu diesem Kloster zu geben.
Um zu diesem Kloster zu gelangen, musste ich 2 Checkpoints der KFOR- Truppen im Kosovo passieren. Beim ersten konnte ich einfach durchfahren, beim zweiten Checkpoint musste ich meinen Personalausweis abgeben und bekam dafür eine ID-Karte vom KFOR-Posten, die ich offen sichtbar trage sollte. Ich musste lange Hosen anziehen, die ich in den Packtaschen erst einmal suchen musste.
Dann durfte ich rein.
Weltkulturerbe - da verbieten sich jegliche Wertungen. Ich war beeindruckt. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Alte Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die Inneneinrichtung, der Fussboden, die Wand- und Deckengemälde - ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
Die letzten 15 km bis Peje waren nervig: viel Verkehr, Regeln werden nicht eingehalten, laut, staubig, stinkig, dreckig.
Ich habe ein 3-Bett-Zimmer allein für mich, direkt an der Fußgängerzone für 17 EUR, diesmal ohne Frühstück, aber das kann ich gleich hier um  die Ecke für 2,50 EUR kriegen. Es könnte mir schlechter gehen.
Beim Abendessen in einer Gaststätte habe ich mich nach dar Grenze erkundigt. Manchmal ist ein Grenzübergang auch geschlossen. Ein Mann, hier geboren und mit 13 Jahren nach Deutschland gekommen und jetzt hier im Urlaub, gab mir alle Informationen. Der Kellner brachte mir 1/4 l Rotwein, spendiert von meinem Gesprächspartner. Sehr nett, ich hatte aber schon 2 kleine Bier und 1/4 l Wein getrunken und wollte eigentlich ins Hotel.
"Kannst Du morgen besser um die Kurven fahren" wurde mir nur zugerufen. Die Leute sind so gastfreundlich hier. Das ist wirklich rührend.
Hoffentlich schreibe ich mich jetzt nicht um Kopf und Kragen!
Morgen fahre ich nach Rozaje (in Montenegro). Über den Kula-Pass. Passhöhe knapp 1.800 m. Ich muss verrückt sein.











Leider durfte in der Kirche nicht fotografiert werden. Ich habe mir deshalb eine Karte gekauft und für den Blog fotografiert. Ist doch sensationell, oder?

4 Kommentare:

  1. Das ist ja auch mal schön: Ein Tag ohne große Anstiege!
    Dietmar schreibt ja, dass ich mehr über das Kloster weiß. Natürlich nur über das Internet und Youtube!!!
    Visoki Decani ist eines der bedeutendensten serbisch-orthodoxes Klöster aus dem 14. Jahrhundert, das auch Wallfahrtsort in einer überwiegend muslimisch geprägten Umgebung ist. Im Kosovokonflikt 1999 wurde es dreimal von UCK- Kräften angegriffen. Auch nach dem Konflikt gab es mehrere Übergriffe und wird deshalb von den KFOR- Truppen bewacht.
    Es gibt noch mehr Interessantes dazu bei Wikipädia!

    Dir wünsche ich heute "starke Beine"
    Bis heute Abend!

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  2. Viel Kraft Heute beim hoch fahren!

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  3. Wahnsinn, das Wort KFOR-Truppen nach so vielen Jahren zu lesen. Die waren damals in den 90iger Jahren -während des Balkankrieges - überall stationiert. "Sretan put i nek te bog cuva". Gordana

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  4. ...die Bilder sind wieder toll...aber vielleicht kannst du auch mal mit auf einem Bild sein?....beim Bericht lesen, bekomme ich schon ein bißchen Gänsehaut...wo fährst du da rum?...Gastfreundschaft scheint da ja wirklich Gross geschrieben zu werden?...oder liegt es an dem Gast ?.... eigentlich hattest du doch auf all deinen Touren so wunderbare Erlebnisse...wenn ich mich recht erinnere? ...Weiterhin viel Kraft und Gesundheit für deine weitere Tour lg

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